Waggum

Heinz Georg Pentsch

Stadtteilheimatpfleger für Waggum

Der Stadtteilheimatpfleger von Waggum heißt seit dem 01.01.2013 Heinz Georg Pentsch.
Ich habe dieses Ehrenamt von dem Ortsheimatpfleger Hans Reinhardt übernommen. Er hat dieses Ehrenamt aus familiären Gründen zum Jahresende 2012 niedergelegt.

Bevor ich bereit war mich dieser Aufgabe zu stellen, sprachen mich einige Waggumer Bürgerinnen und Bürger an. Es folgten einige Gespräche mit dem Ortsheimatpfleger Hans Reinhardt, dem damaligen Stadtheimatpfleger Reinhard Wetterau und dem ehemaligen Bezirksbürgermeister Gerhard Stülten.
Nach dem erfolgten positiven Votum vom Stadtheimatpfleger und durch den Bezirksrat sowie der
nachfolgenden Bestellung durch den Oberbürgermeister der Stadt, konnte ich nun das Ehrenamt antreten.

Ich wurde 1951 in Waggum geboren und wohne seit 1957 in der Straße „Am Steinring“. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte ich den Beruf des Schriftsetzers. Durch den technischen Fortschritt und besuchen von Kursen in der Fort- und Weiterbildung sowie einem Firmenwechsel, war ich zuletzt an der Technischen Universität Braunschweig als Technischer Angestellter Medien beschäftigt. Seit April 2016 bin ich im Ruhestand.
Ehrenamtlich war ich 14 Jahre in der „Gemeinschaft Wohneigentum Waggum“ (ehem. Siedlergemeinschaft Waggum) als Beisitzer und Vorsitzender tätig sowie acht Jahre im „Verband Wohneigentum Braunschweig“ (ehem. Deutscher Siedlerbund, Landesverband Niedersachsen e. V., Kreisgruppe Braunschweig) als Beisitzer und Vorsitzender. Seit dem Juni 2016 Mitglied und Vorstandsmitglied im „Förderverein Braunschweigischer Heimatpfleger e. V.“.

Meine Hauptaufgaben:

Einer meiner Aufgaben als Waggumer Stadtteil-Heimatpfleger sehe ich darin, das öffentliche Stadtteilleben in allen seinen Facetten wahrzunehmen und zu dokumentieren, um es schließlich in den zur Verfügung stehenden öffentlichen Medien kund zu tun sowie das Vergangene, Gegenwärtige und eventuell Zukünftige in einer weiteren fortzuführenden Chronik zu Papier zu bringen. Als Stadtteil-Heimatpfleger betreue ich das „Waggumer Archiv“.

Meine weiteren Aufgaben sehe ich in der guten Zusammenarbeit mit anderen Heimatpfleger:innen, den Waggumer Bürgerinnen und Bürgern, den örtlichen Vereinen, Organisationen und Institutionen sowie den politischen Vertretern im Bezirksrat. Als eine weitere Aufgabe meines Ehrenamtes gebietet es auch anderen Braunschweiger Bürgerinnen und Bürgern die Waggumer Historie durch Vorträge und Führungen näher zu bringen.

Stadtteilwappen

Vom Bauerndorf zum lebens- und liebenswerten Stadtteil im Nordosten von Braunschweig

Waggum liegt in vorgeschichtlich besiedeltem Gebiet und wurde im Jahre 1007 als „Wagken“ erstmalig in einer Urkunde des Klosters Stetere (Steterburg) mit dem kaiserlichem Siegel Heinrich des II. genannt.

Ein Dorfbach führte einst das Wasser einer Quelle, die „Taufe“ genannt. Dieser Bach mündet in den nördlich vorbei fließenden Beberbach, der in Bienrode in die Schunter fließt. Im Flur- und Dorfbereich trennte dieser Dorfbach die Herrschaftsbereiche zwischen Graf Altmann und derer von Wenden aus dem Geschlecht der Liudolfinger. Waggum war in der Entstehungszeit ein Einwegedorf und nach Zuzug aus den Wüstungen Rabenrode, Wöhrden und Nordendorf ein Zweiwegedorf (12. bis 15. Jahrhundert) und ab dem 19. Jahrhundert ein Haufendorf.

Erst am Anfang des 18. Jahrhunderts (1705) kam Waggum, zusammen mit Bienrode und Bevenrode, im Wege eines Gebietstausches vom Fürstentum Lüneburg zum damaligen Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Bis 1754 hatte es keine unterbäuerliche Schicht und nur 160 Einwohner. Das änderte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jh., als durch Regierungsmaßnahmen Brinksitzer und Anbauern angesiedelt wurden. Die Zahl der Anwohner stieg damit auf 275 im Jahr 1821. Nach dem Beginn des Spargelanbaues auf der sandigen Moränenfläche um 1890 kamen zumeist Handwerker nach Waggum. Sie pachteten ein paar Morgen Spargelland kamen so zu einer zusätzlichen Nebeneinnahme. Damit stieg die Einwohnerzahl bis 1905 auf 411 an. 1934 kaufte das Reichsluftfahrtministerium den im Südwesten liegenden Flugplatz Broitzem mit dem Ziel, diesen ausschließlich militärisch zu nutzen. Stadt und Land Braunschweig wurde auferlegt, einen neuen Verkehrsflughafen zu finden und zu bauen. Die dafür erforderliche Fläche von 500 Morgen Land fand man in der Waggumer Gemarkung dadurch ging der Nebenerwerb vieler Spargelanbauern verloren. Als Ausgleich bot sich die Vollerwerbstätigkeit auf dem Flugplatz oder beim Autobahnbau an. Am 27.05.1936 nahm der neue Flughafen Braunschweig-Waggum als Verkehrsflughafen 1. Ordnung seinen Betrieb auf. 1939 erwarb die „Gesellschaft für Industriegrundstücke“ gegenüber dem Flugplatzempfangsgebäude am Dorfausgang, in Richtung Bienrode, weitere Ackerflächen zum Bau von Flugzeugfertigungshallen.

Nach dem II. Weltkrieg stellte die Gemeinde Waggum neue Bebauungspläne auf. Flächen, auf denen einst die Flugzeugwerke standen, die von den Engländern gesprengt worden waren, sollten mit Einzelwohngebäuden nebst kleinen Stallungen sowie im Geschosswohnungsbau besiedelt werden. Zwar ging durch die Dorferweiterung weiteres Ackerland verloren, jedoch entsprach dies schon damals der nachlassenden Bedeutung der Landwirtschaft in der Volkswirtschaft. Durch das vor einigen Jahren entstandene Baugebiet „Rabenrodestraße Nord“ sowie das weitere vollendete Baugebiet „Vor den Hörsten“ wurde weiterer Wohnbedarf gesichert, vor allem für Familien im Umkreis der Arbeitsplätze im und am Flughafen und Volkswagen.

Der Forschungsflughafen, neben Toulouse in Frankreich, ist er der größte und wichtigste Forschungsflughafen Europas, der in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität und Volkswagen sowie den angesiedelten Forschungseinrichtungen hochwertige Arbeitsplätze für Braunschweig und die ganze Region zwischen Harz und Heide sichert. Die derzeitige Einwohnerzahl (stand 2024) beträgt 3316.

Nachdem Hans-Otto Eggeling, Henning Weber und Günther Cordes in den Ruhestand wechselten, existiert nur noch ein landwirtschaftlicher Vollerwerbshof, der von Friedhelm Warnat. Insofern ist Waggum ein Beispiel für den Wechsel von einem bäuerlich geprägtem Dorf hin zu einer bürgerlich geprägten Einwohnerschaft, die überwiegend in einer Forschungs-, Dienstleistungs- und Industriegesellschaft ihrer Erwerbstätigkeit nachgeht. Dem dörflichen und geselligem Miteinander hat dies überhaupt nicht geschadet. Dies belegen die zahlreichen aktiven Vereine und das jährliche Volksfest, im fünfjährigen Ausrichterwechsel getragen von der Freiwilligen Feuerwehr und den vier leistungsfähigen Vereinen (Männergesangverein, Schützenverein, Gemeinschaft Wohneigentum und Sportverein). Alle zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten werden von einer ausgezeichnet arbeitenden Vorstandsgemeinschaft der Waggumer Vereine koordiniert.

Dank guter Infrastruktur kann insgesamt resümiert werden, dass Waggum auch heute noch ein lebens- und liebenswerter Stadtteil im Nordosten von Braunschweig ist.

Heinz Georg Pentsch, Stadtteilheimatpfleger

BLIK-Schild

Kartenansicht Waggum